Wie komme ich mit Spanisch zurecht?
Wie ich vor meinem Freiwilligeneinsatz Spanisch gelernt habe, kannst du gern im Blogartikel über meine Vorbereitungen lesen (zum Blogartikel). Damals war ich mir noch nicht sicher, wie gut ich mich dann wirklich verständigen kann. Nach eineinhalb Monaten kann ich jetzt einen Einblick, in meine sprachliche Situation und wie ich hier weiter lerne, geben. Wenn du Fragen dazu hast, freue ich mich auf eine Nachricht.
Aller Anfang ist schwer
Während der ersten Tage in Santa Cruz hatte ich das Gefühl
gar nichts zu verstehen, auch die einfachsten Sätze nicht. Das liegt daran,
dass die Leute aus Bolivien oft die Endungen der Worte einfach weglassen und
man sehr viel aus dem Kontext verstehen muss. Sie verstehen zwar das normale
Spanisch, sprechen es aber nicht.
Auch während der ersten Tage in San Ignacio war der Großteil
noch schwer zu verstehen, vor allem wenn es um Dinge ging, die bei uns nicht
üblich sind oder man eine ganz andere Antwort auf eine Frage erwartet und sich
so auch mit dem Kontext schwertat. 
Besonders schwer ist es, die Schülerinnen und Schüler zu
verstehen. Sie reden sehr schnell und undeutlich, viele von ihnen haben eine
Maske auf, was das Verstehen zusätzlich erschwert. Die meisten Kolleginnen und
Kollegen bemühen sich deutlich zu sprechen und wiederholen gegebenenfalls den
Satz mit etwas anderen Wörtern, das macht es für mich einfacher.
Am Anfang war ich eigentlich nur im Präsens (wie im
englischen Present Simple – I eat – Yo como) und im Gerundio (diese Zeit sagt
aus was jetzt genau in diesem Moment passiert – vergleichbar mit der Englischen
Zeitform Present Progressive – I am eating – Yo estoy comiendo) halbwegs
sattelfest, die anderen Zeiten haben wir zwar in der Schule durchgemacht, aber
ich hab die Konjugationen nie gut gelernt und deshalb vergessen. 
Small talk wird langweilig
Wenn man sich nur im Präsens unterhalten kann, gibt es bei
vielen Gesprächen den Punkt, ab dem man nicht mehr weiß, was man sagen soll.
Das nervt mich echt. Wenn du mich persönlich kennst, dann weißt du sicher, dass
ich immer an einem spannenden Gespräch interessiert bin. Dann nur small talk
festzuhängen, hat mir anfangs schon sehr den Spaß an der Sprache genommen.
Ich habe mittlerweile ein paar Personen in meiner
Altersgruppe kennengelernt und nach kürzester Zeit, ist einfach der
Gesprächsstoff ausgegangen, weil mich etwas interessiert hat und ich es nicht
erfragen konnte oder weil ich auch schwer auf Fragen antworten konnte. Alles
ein wenig deprimierend für mich. 
Versucht habe ich aber immer, durch Umschreiben oder durch
Gestikulieren ein interessantes Gespräch zu führen. Oft ist es mir das mit den
anderen Lehrerinnen und Lehrern einfacher gefallen. Wir verbringen aktuell viel
Zeit miteinander, deshalb ist es einfach, beim Essen oder in anderen
Alltagssituationen über schwierigere Themen zu sprechen. 
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| Besprechung mit den Lehrerinnen und Lehrern | 
Besonders erinnere ich mich an Gespräche mit Miguel meinem
Lehrerkollegen und zukünftigen Schuldirektor des ganzen Departaments Santa Cruz
(du hast richtig gelesen – es geht um das größte „Bundesland“ Boliviens). Da er
sich in den Naturwissenschaften sehr gut auskennt, konnten wir schon über
Weltraummissionen und Kolonien auf anderen Planeten oder auch über chemische
Experimente mehr oder weniger diskutieren.
Eine weitere schwierige Situation war ein Seminar, zu dem Benni und ich als Regente eingeladen wurden. Ganz grob gesagt ging es um Psychologie, genauer um zwischenmenschliche Beziehungen auf unserem Arbeitsplatz, der Schule. Das Thema an sich wäre für mich sehr interessant gewesen und der Vortragende war sehr gut, nur leider habe ich viel zu wenig verstanden, aufgrund der Sprache.
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| Das Regente-Seminar | 
Woran fehlt es eigentlich
Die Frage woran es genau fehlt, habe ich mir in den ersten
Wochen dann auch gestellt. Grundsätzlich kann man sagen, ich muss mir auf jeden
Fall die Vergangenheit und Zukunft anschauen, damit ich wirklich sinnvolle
Gespräche führen kann. Diese sind zwar trotzdem noch auf sehr niedrigem Niveau,
aber es ist besser sich in drei Zeiten zu bewegen als in einer. 
Weiters fehlen mir Vokabel. Viele Vokabel. Vor allem wenn es
um meine Hobbys und Spezialthemen wie Physik oder Chemie geht, komme ich mit
meinen Vokabeln einfach nicht aus. Beim Thema Wein- und Obstbau (der
Schwerpunkt meiner ehemaligen Schule) kann ich erstaunlich viel erzählen. Wir
haben diese Themen im Spanischunterricht sehr gut behandelt. Das kommt mir beim
Erzählen über meine Ausbildung und Familie zugute.
Wie werde ich mich verbessern
Als erstes bin ich mit Leon, der schon ein halbes Jahr hier
ist, die Zukunft durchgegangen (diese ist vergleichbar mit der englischen Zeit Future Simple – I’m going to eat – Yo voy a comer). Danach habe ich das Preterito Indefinido aufgefrischt (dieses ist mit der englischen Past Tense vergleichbar
– I ate – Yo comí). Diese Vergangenheitsform wird hier am meisten verwendet.
Um die fehlenden Vokabeln zu lernen, habe ich mir das Bildwörterbuch (PONS) von Leon ausgeborgt. Darin sind die wichtigsten Kategorien sehr gut aufgelistet, ich kann es nur empfehlen. Aus diesen Kategorien habe ich mir die für mich wichtigen und relevanten Wörter in ein kleines Heft herausgeschrieben.
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| Das Bildwörterbuch | 
Dieses Heft habe ich jetzt immer dabei, wenn wir nicht im Haus
sind. Wenn ich gerade nichts zu tun habe, kann ich Vokabel lernen. Sollte mir
in einem Gespräch ein Vokabel nicht einfallen, kann ich nachschlagen. Ob das
die beste Methode ist, weiß ich nicht, aber für mich funktioniert sie gut,
weshalb ich sie beibehalten werde.
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| Mein Vokabelhef zum Lernen | 
Am einfachsten lerne ich neue Wörter durch Nachfragen. Will
ich über etwas bestimmtes reden, weiß aber das Vokabel nicht, zeige ich immer
darauf und lasse mir von den Einheimischen das Vokabel vorsagen. Meistens
mehrmals, damit ich das Vokabel gut in den Kopf bekommen. Ich buchstabiere dann
das Wort immer, um auch herauszufinden, wie es ungefähr geschrieben wird.
Weil für mich englische Youtube Videos beim Lernen der
Sprache sehr hilfreich waren, habe ich auch nach Youtubern gesucht, die spanische
Videos machen. Wichtig ist mir dabei, dass mich die Themen der Videos
interessieren. So wird es nicht langweilig und ich lerne Vokabel aus für mich
wichtigen Themengebieten. 
Als nächstes werde ich mir dann das Preterito Perfecto
ansehen (ähnlich wie das englische Present Perfect – I have just eaten – Yo he
comido). Das wird hier zwar nicht so oft verwendet, ich will aber die Sprache
so komplett wie möglich lernen. Weiters steht als nächstes das Futur 1 zum
Lernen an (hier gibt es keine ähnliche Zeit im englischen)
Was kann ich dir empfehlen
Auch wenn es in diesem Blogartikel nicht ganz so klingt,
kann ich dir nur empfehlen, eine Sprache bei einem Auslandsaufenthalt zu
lernen. Auch wenn man die Grundkenntnisse noch nicht hat, motiviert es unglaublich
zu sehen, dass man sich so mit neuen Leuten unterhalten kann. Für mich ist das
der beste Weg eine neue Sprache zu lernen.
Wenn du noch Fragen zu meinem Spanisch oder dem Auslandsjahr
im Allgemeinen hast, freue ich mich sehr auf eine Nachricht. Ansonsten kann ich
dir meinen letzten Blogartikel über meine Mitreisenden nur wärmstens empfehlen
(hier findest du ihn).





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