Welche Fragen habt ihr an mich?
Dieser Blogartikel ist etwas ganz Spezielles. Er ist nämlich in Zusammenarbeit mit den Leserinnen und Lesern entstanden. Vielleicht hast du es auch mitbekommen, ich habe dazu aufgerufen, mir Fragen zu meinem Jahr in Bolivien zu stellen. Dabei ist einiges zusammengekommen und das werde ich im heutigen Blogartikel beantworten. Manche sind auch von mehreren Personen gestellt worden, deshalb finden sich manchmal zwei Namen.
Angenommen, wir reisten ein Jahr in die Vergangenheit.
Würdest du dieselbe Wahl nochmals treffen? – Fred (Name von der Redaktion
geändert) & Michi
Die Entscheidung, diesen Einsatz als Zivildienstersatz zu
machen, habe ich bereits kurz nach der Stellung getroffen, also vor
mittlerweile fast zwei Jahren. Aber abgesehen davon würde ich die Entscheidung
wahrscheinlich genau so treffen. Für mich überwiegen die Vorteile im Vergleich
zum Zivildienst und dem Wehrdienst.
Vor der Bewerbung habe ich mich über einige Organisationen,
die diese Art der Einsätze anbieten, informiert. Meines Erachtens habe ich mich
für die Organisation entschieden, die das beste Paket im Allgemeinen bietet. Auch
mit dem Einsatzland und der Stelle bin ich sehr zufrieden. Wobei man sagen
muss, dass dies wahrscheinlich in einigen anderen Ländern nicht anders wäre.
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| Mit Lehrerkollegen beim Sporttunier |
Würdest du diesen Aufenthalt jemanden empfehlen? Warum? –
Maria
Ein Freiwilliges Soziales Jahr anstelle seines Zivildienstes
oder nur für die Erfahrung zu machen, kann ich wirklich wärmstens empfehlen.
Die Erfahrungen, die man dabei macht, sind für alle anderen Bereiche des Lebens
nützlich und unbezahlbar. Ob ich genau den Aufenthalt hier in Bolivien für alle
empfehlen könnte, ist eine andere Frage.
Die erste Voraussetzung ist die Sprache, kann man kein
Spanisch und hat es auch nicht vor zu lernen, ist es in großen Teilen
Lateinamerikas schwierig. Weiters befindet sich die Stelle eher in einer
Kleinstadt bis Dorf, möchte man also lieber in eine Stadt, ist die Wahl einer
anderen Stelle besser.
Der größte Faktor für mich ist jedoch die Temperatur und die
macht mir wirklich zu schaffen. Die Durchschnittstemperatur fällt in keinem
Monat unter 23 Grad, Wien erreicht diesen Wert nicht mal im Sommer. Natürlich
hätte ich das davor wissen können, aber ich habe nicht gedacht, dass mir das
Klima derartige Probleme bereitet.
Jedoch sind derartige Faktoren bei jeder Stelle anders und
man muss sich ein wenig informieren, wie die Gegebenheiten vor Ort sind. Für
mich ist die Temperatur einer der wenigen Negativpunkte und sonst empfehle ich
meinen Einsatz jederzeit weiter.
Wenn du also an einem Einsatz interessiert bist, kann ich
dir auch meine Trägerorganisation den Internationalen Freiwilligeneinsatz
wärmstens empfehlen. Es werden unterschiedlichste Stellen angeboten und der
Service ist wunderbar. Aber neben Empfehlungen solltest du dir immer selbst
noch ein Bild machen. Hier geht’s zur Website.
Kann man die Schule mit berufsbildenden Schulen bei uns
vergleichen? Umfasst der Unterricht nur Theorie oder auch Praxis? – Gerda
Das Schulsystem in Bolivien besteht grundsätzlich aus zwei
Stufen mit jeweils sechs Jahren. Also kommt man insgesamt auf 12 Schuljahre.
Von der Oberstufe gibt es ebenfalls zwei Typen. Eine allgemeine „humanistica“,
die man mit einer AHS (Allgemeinbildende Höhere Schule) in Österreich
vergleichen kann, wobei die Schülerinnen und Schüler nur Vormittags Unterricht
haben.
Unsere Schule heißt „tecnica y humanistica“ und man kann sie mit einer BHS (Berufsbildende
Höhere Schule) in Österreich vergleichen. Hier findet normal am Vormittag der
Theorieunterricht und am Nachmittag der Praxisunterricht statt. Bei uns geht
sich das Infrastrukturtechnisch nicht aus, weshalb auch vormittags Praxis
unterrichtet wird.
Die Spezialgebiete sind Gastronomie und Textiles. Ab dem
vierten Jahrgang müssen sich alle Schülerinnen und Schüler für eines
entscheiden, in dem sie dann auch ihre Abschlussarbeit und -prüfung machen
müssen. Diese sind zwar nicht zentralisiert, entsprechen aber einem Niveau und
sind für die Job und Studienaussichten hier sehr wichtig.
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| Die Abschlussklasse mit ihren traditionellen Kleidern |
Verdienst du dazwischen Geld oder wie machst du das Jahr
finanziell? – Matthias
Dankenswerterweise unterstützen mich meine Eltern bei der
Finanzierung dieses Jahres. Es ist aber ohne weiters möglich, das Jahr selbst
zu finanzieren, wie es einer meiner Freiwilligenkollegen durch seine Arbeit
davor gemacht hat.
Grundsätzlich werden die Kosten für Schlafplatz (in meinem
Fall zwei Zimmer mit den anderen Freiwilligen – anderswo oft auch Gastfamilien)
und die Verpflegung übernommen. Man bekommt auch ein gesetzlich
vorgeschriebenes Taschengeld. Für Aktivitäten in der Freizeit muss man
logischerweise selbst aufkommen.
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| Unser Wohnort in San Ignacio |
Währenddessen Geld zu verdienen ist meines Wissens rechtlich nicht gestattet. Man hat aber Anspruch auf die Familienbeihilfe, wie bei einem Ausbildungsverhältnis. Genauer möchte ich auf die Finanzen noch nicht eingehen, dazu wird es am Ende einen Blogartikel mit genauen Summen und Auflistungen geben.
Gibt es oft Stromausfälle? Wie schaut es mit dem mobilen
Internet unterwegs aus? – Martin
Dass das Stromnetz hier ein wenig chaotischer als in
Österreich aussieht, habe ich bereits in einem anderen Blogartikel beschrieben.
Dafür kommt es mir aber eigentlich ziemlich stabil vor. Alle drei Wochen zirka gibt
es einen kurzen Stromausfall (oft nur 10 Minuten). Anfällig ist das System auf Blitze,
die bei den starken Gewittern hier ziemlich heftig ausfallen können.
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| Stromleitungen in Bolivien |
Das mobile Internet funktioniert um einiges besser, als ich
es im Vorfeld erwartet hatte. Wir haben bei uns im Haus kein Kabelinternet und
keinen mobilen Router. Wenn wir Internet brauchen, machen wir alles über Hotspots
vom Handy aus. In der Schule haben wir Glasfaser und die Kapazität ist schnell
genug, um Livestreams in HD zu schauen.
Es gibt grundsätzlich zwei große Internetanbieter, das sind
Entel und Tigo. Wir haben uns aufgrund der Empfehlung der anderen Professoren
für Entel entschieden. Leon hatte die SIM-Karte schon bevor wir ankamen und hat
uns am Anfang immer alle mit Internet versorgt, da war es noch schnell genug.
Zurzeit ist es vor allem bei uns zuhause sehr langsam. Bei Tigo scheint es
besser zu gehen.
Unterwegs hat man also prinzipiell Internet, dieses
funktioniert aber nur in den größeren Orten mit Sendemasten wirklich gut. Wenn
man mit dem Überlandbus in die nächste Stadt fährt und dazwischen die Ebenen
mit hunderten Kilometer von Natur durchfährt, ist oft kein Signal vorhanden. Es
macht aber auch keinen Sinn dort die Abdeckung auszubauen.
Hast du dir das freiwillige Soziale Jahr so vorgestellt oder
hast du erwartet, dass es anders wird? Was wünscht du dir von der restlichen
Zeit, die du in Bolivien bist? – Lena
Nach meinem Vertragsabschluss habe ich Kontakte zu den ehemaligen Freiwilligen in Österreich hergestellt. Dadurch konnte ich viele Eindrücke sammeln und mir ein gutes Bild vom Einsatz hier machen. Ob das im Nachhinein schlau war, ist eine andere Sache, weil es natürlich viele Erlebnisse vorwegnimmt.
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| Besuch der ehemaligen Freiwilligen Linda und Jakob |
Von vielen Punkten hatte ich kaum eine Vorstellung. Aber
sonst ist das meiste so, wie erwartet. Positiv überrascht bin ich vom Internet und
vom Essen. Die Hitze macht mir um einiges mehr zu schaffen, als ich
ursprünglich dachte.
Für meine restliche Zeit wünsche ich mir, meine privaten
Ziele zu erreichen, das ist mir eigentlich am wichtigsten. Weiters wünsche ich
mir, dass der Winter wirklich so kalt wird, wie alle sagen und dass ich das
restliche halbe Jahr von Krankheiten und Verletzungen verschont bleibe.
Wie wird Karneval in Bolivien gefeiert? – Sophie
Eigentlich gibt es in Bolivien immer große Umzüge zu
Karneval. In meinem Department wurden aber aufgrund politischer Unstimmigkeiten
alle Umzüge abgesagt. Die Leute haben trotzdem normal gefeiert. Hier heißt das
vor allem, dass viel mit Wasserbomben und Farbe herumgeschossen wird. Wir
wurden auch abgeschossen, die Farbe war schwer herauszubekommen.
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| Mit Benni und Robin an Karneval |
Was ist das Lieblingsessen der Bolivianerinnen und
Bolivianer? – Verena
In San Ignacio gibt es ein Restaurant, das heißt Pollo Gordo
(Dickes Huhn) und ich denke das Menü dort beschreibt das Lieblingsessen der
Bevölkerung in Bolivien ziemlich gut. Einige Professoren essen fast jeden Tag
dort ihr Abendessen. Es gibt Grillhuhn mit Reis, Pommes Frites und Nudeln. Die billigste
Portion kostet gerade einmal 1,25 €, aber die Teller sind reichlich befüllt.
Würdest du in unserer Pfarrkirche einen KBW-Vortrag machen?
- Karl
Weil mich die Frage nach Vorträgen schon mehrmals erreichte,
wird es wahrscheinlich einen Vortrag in meiner Heimatgemeinde geben, andere
Standorte werde ich dann nach Interesse entscheiden. Genauere Informationen
dazu gibt es noch nicht, weil ich Termine in Österreich erst gegen Ende des Einsatzes
koordinieren werde. Die Einteilung hängt stark von meinen Aktivitäten nach dem
Einsatz ab.







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