Wie macht man einen Roadtrip in Argentinien?

Bei unserem Freiwilligen Sozialen Jahr, sind wir in Österreich angemeldet. Deshalb stehen uns auch fünf Wochen Urlaub zu. Weil wir in einer Schule arbeiten, müssen wir diese logischerweise in den Schulferien nehmen. In Südamerika bietet sich natürlich das Reisen in anderen Ländern an. In diesem Blogartikel erfährst du alles von der Planung bis hinzu zu den Erfahrungen während der Reise.

 

Von der Idee zum Plan

„Was machen wir eigentlich im Dezember?“, diese Frage stand bei uns ziemlich oft im Raum und es gibt in Südamerika sehr viel, was man unternehmen kann. Für Leon war schnell klar, „Ich fliege nach Argentinien und reise mit einer Freundin durchs Land“, sagte er. Also fragte ich, ob ich mitkommen könne, und es war kein Problem für die Beiden. Wir buchten also den Flug nach Buenos Aires mit Rückflug nach Bolivien.

Davon haben wir dann auch unseren Freunden hier in San Ignacio erzählt. Ein Freiwilliger einer Tischlerei im Ort hat darauf gefragt, ob er mitkommen könne, zumindest nach Buenos Aires, weil er dann nach Ushuaia weiterfliege, wie er sagte. Daraufhin haben wir einmal auf der Karte geschaut, wo das ist und es sah sehr spannend aus, nach einem Blick auf die Flugpreise, haben wir die Idee wieder verworfen.

Weil wir aber schon ein wenig in den Süden wollten, haben wir überlegt, wie wir das realisieren könnten. Mit einem Auto wären wir flexibel, aber Leon und ich dürfen aus vertraglichen Gründen nicht fahren und wir haben deshalb auch keinen Führerschein für Südamerika dabei. Aber vielleicht könnten sich unsere Freunde abwechseln. Nach kurzem Nachfragen erklärten sich diese bereit.

Weil Ende Dezember meine Familie nach Bolivien kommt, hatte ich nur knapp zwei Wochen Zeit. Ganz in den Süden zu fahren war also unmöglich, also entschied ich mich wie auch unser Freund Kaineda von El Calafate nach Buenos Aires zurückzufliegen, um meinen Flug nach Santa Cruz zu erwischen.

Es stand also der Plan, von Buenos Aries nach El Calafate in fast zehn Tagen zu fahren, weil Kenny am 23. am Abend dort seinen Flug hat, um mit der Familie seines Chefs in San Ignacio Weihnachten zu feiern. Das Auto haben wir bei Hertz reserviert. Sonst haben wir für die Reise nichts vorbereitet, wir haben nur für die erste Nacht ein AirBNB gebucht und sind dann auch schon geflogen.

die ungefähre Route

 

Die Sache mit dem Geld

Natürlich haben wir uns über die Geldsituation in Argentinien ein wenig informiert, denn es gibt hier einige Besonderheiten mit dem sogenannten Dollar Blue. Dies ist ein paralleler nicht offizieller Wechselkurs für den US-Dollar, der durch privaten Tausch zustande kommt, weil es aufgrund von Währungsflucht eine Beschränkung des Tausches auf Dollar gibt. Es ist aber nicht illegal.

Weil wir aber kein Bargeld mitgenommen haben, standen wir dann am Flughafen und wollten keine Pesos (Währung Argentiniens) vom Bankomaten holen, konnten aber auch nichts wechseln. Wie löst man diese Situation also am günstigsten? Die Antwort lautet Western Union. Dort bekommt man sogar den besten Wechselkurs. Also auf ins Zentrum zum Wechseln.

Nach drei Versuchen (einmal waren nicht alle Zweitnamen aus dem Pass angegeben, ein anderes Mal hatte der Partner zu wenig Bargeld da) und fast einen ganzen Tag an Zeit, die wir benötigten, hatten wir nun genug Argentinische Pesos. Weil diese nicht viel Wert sind, mussten wir sie in Stapeln im Rucksack transportieren, um das Auto in Bar zu zahlen, weil es durch den Wechselkurs billiger ist.

Der Geldhaufen für den Urlaub

Endlich geht es los

Um 17 Uhr (also 11 Stunden nachdem wir Jassi vom Flughafen geholt hatten) ging es endlich los. Weil wir in den Anden, Nahe der Grenze zu Chile einiges anschauen wollten, ging es erstmal quer durchs Land. An der Tankstelle haben wir zwei Reisende mit ihrem VW T2 Van getroffen. Übernachtet haben wir spontan in der Kleinstadt Boliviar in einem Dreibettzimmer zu viert.

Dass jeder weiß, wer im Auto ist

Am Nachmittag des darauffolgenden Tages kamen wir in Santa Rosa an. Mittagessen? Fehlanzeige! In Argentinien wird nämlich am Nachmittag eine Siesta gemacht. Bis zu dieser kleinen Stadt war die Route nur flach, also richtig flach, man sah keinen einzigen Hügel. Zwischen den Dörfern liegen meist 100 Kilometer oder mehr. Die Straßen dazwischen sind oft gerade und reichen bis zum Horizont.

Kirchenbesichtigung

Wir entschieden, um schneller in den Anden zu sein, die Nacht bis Neuquén durchzufahren. Für mich ging damit ein Traum in Erfüllung. Nein, ich habe nicht davon geträumt, in einem kleinen Auto die Nacht zu schlafen oder vom Beifahrersitz die Person am Steuer wachzuhalten. Es geht um das Traumfotomotiv. Die Milchstraße.

So sahen unsere Autofahrten aus

La Vía Láctea

Was braucht man eigentlich, um die Milchstraße zu fotografieren? Eine Kamera, ein Stativ, gutes Wetter und keinen Mond. Soweit könnte man das in Europa auch machen. Aber dazu kommt, dass es keine Lichtverschmutzung geben darf. Dafür bietet sich natürlich Argentinien an, da wie gesagt oft 100 Kilometer kein Ort ist. Dazu soll die Stellung der Sterne auf der Südhalbkugel besser sein.

Als wir dann irgendwo im Nirgendwo waren, sah man schon die tausenden Sterne durch das Autofenster. Wir hielten an, stiegen aus und der Blick war unglaublich. Ich baute meine Kamera auf und drückte den Auslöser. 20 Sekunden später war die Milchstraße auf meinem Chip. Wahnsinn. Sofort war klar, das sind, trotz der mäßig optimalen Jahreszeit, sehr gute Bedingungen.

Also begann ich mit dem Vordergrund zu spielen. Leon erklärte sich dazu bereit, mit einer Taschenlampe im Bild zu sitzen. „Du musst ganz ruhig halten“, sagte ich. Es funktionierte bestens. Jassi hatte ihr Akkordeon nach Südamerika mitgenommen, sie spielte, während wir fotografierten, ein paar Lieder. Alles in Allem ein unglaubliches Glücksgefühl und die Fotos sind legendär.

 

Ein Skiort in Österreich

Von Neuquén ging es dann endlich in die Anden nach San Martín de los Andes. Ein sehr touristisches Dorf an einem See. Auf der Fahrt dorthin überquerten wir die ersten richtigen Hügel. Bei der Ankunft fühlte es sich jedoch an wie in einem Skiort in Österreich. Viele Touristen, rustikale Geschäfte, grüne Nadelbäume und ein blauer See. Das war ich von Bolivien nicht mehr gewohnt.

Skigeschäfte in San Martín

Die anderen entschieden baden zu gehen und ich machte es mir mit einem Buch gemütlich. Am Abend waren wir noch in einer Salsa-Diskothek, getanzt habe ich aber nicht. Nach einer kurzen Wanderung am nächsten Tag fuhren wir weiter Richtung Süden. Weil auf der Karte ein schöner See eingezeichnet war, schlug ich vor von der Rute abzuweichen, also ging es auf einen Schotterweg.

Die anderen waren anfangs von meiner Navigation nicht sehr überzeugt, aber spätestens als wir einen privaten Strand vor uns hatten, änderte sich die Meinung. Wir genossen unsere Zeit am See, bevor wir uns kurzerhand entschlossen bis San Carlos de Barlioche weiterzufahren, weil die Unterkünfte am Weg wegen der Lage zu teuer waren.

unser privater Strand

Ein Sieg für die Ewigkeit

Wir entschieden zwei Nächte im Hostel zu bleiben und das hatte auch einen Grund. Am 18. Dezember stand das Spiel der Spiele für Argentinien an. Wegen des längeren Aufenthalts wusch ich meine Wäsche im Waschbecken des Zimmers, Waschsalon hatte wegen des Spiels keiner geöffnet. Nach einem gemütlichen Abend stand am nächsten Tag auch schon das Finale am Plan.

Gruppenselfie

Um zwölf Uhr Ortszeit begann das Match, wir hatten das Hotel aber viel zu spät verlassen, sodass uns wegen Überfüllung keine Bar mehr aufnehmen wollte. Public Viewing gab es ebenfalls nicht. Also schauten wir mit einer größeren Gruppe durch das Fenster eines Einkaufszentrums zu. Unser Freund Kenny jubelte für Frankreich, aber das konnte er nicht offen zeigen.

die Stimmung

Das Match war von Spannung geladen mit vielen Auf und Abs für die argentinischen Fans. Als der entscheidende Elfmeter verwandelt wurde, begann die Party so richtig. Alle stürmten zum Hauptplatz, die Autos hupten und alle waren glücklich. Nur unser Freund aus Frankreich konnte sich nicht so ganz freuen.

die Siegesfeiern

Zielgerade

Weiter ging es mit zwei etwas längeren Tagesetappen mit Stopps in kleinen Dörfern zum Schlafen. Bei der ersten haben wir bei einer älteren Dame in ihrem Hotel übernachtet, die uns mit Essen verwöhnt hat. Zwischendurch machten wir an einem See Halt zum Baden. Nach der zweiten Übernachtung ging es direkt nach El Calafate.

eine Pause mit Aussicht

Drei Nächte hatten wir noch vor uns und wir beschlossen die Zeit gemütlich anzugehen. Das funktionierte so lange ziemlich gut, bis uns das Bargeld ausging. Also wieder bei Western Union hochladen und abholen. So einfach könnte es sein, wenn nicht jeder Tourist diese Idee hätte und es in El Calafate mehr als eine Western Union stelle geben würde. Wir bekamen kein Geld.

Der Gletscher nahe El Calafate

Gott sei dank hatte wenigstens eine von uns mitgedacht und US-Dollar in bar mitgenommen. So konnten wir diese bei einem Dollar Blue Wechselbüro wechseln. Das war übrigens eine sehr interessante Erfahrung. Man geht in den zweiten Stock eines Restaurants und kommt in ein kleines Büro. Dort kann man dann die US-Dollar in Pesos wechseln.

 

Weihnachten

Mein erstes Weihnachten, das ich nicht zuhause verbracht habe. Am Nachmittag des 24. Dezember ging es für mich von El Calafate mit dem Flugzeug nach Buenos Aires. Dort machte ich mich auf den Weg in ein Hostel. Das war meine erste richtige Hostel Erfahrung, weil sonst die Hostels immer mehr wie Hotels waren.

Mein Flugzeug

Dort habe ich mich sofort mit meinem Zimmerkollegen angefreundet und dann haben wir auf der Dachterrasse noch eine Gruppe aus der Schweiz kennengelernt. Mit Reisenden aus Israel und Brasilien habe ich dann den Abend im Hostel abgeschlossen.

Der Flughafen El Calafate von oben


Am 25. war meine Mission mit dem restlichen Bargeld Geschenke zu kaufen. Aus Bolivien war ich gewohnt, dass die Geschäfte jeden Tag offen haben, nicht so in Buenos Aires. Also blieb als einziger Ausweg nur das Frühstück beim geliebten gelben M. Geschenke konnte ich keine kaufen. Also ging es zurück ins Hostel um meine Sachen zu holen.

Im Hostel traf ich jemanden, der sich mit mir das Taxi zum Flughafen teilte. Dort konnte ich dann auch noch die letzten Geschenke kaufen. Wir tranken noch einen Kaffee und ich gab mein letztes Bargeld für Bücher aus, dann ging es zum Check-In für meinen Flug nach Bolivien. Ein bisschen Angst hatte ich, dass sich das mit dem Gewicht meines Rucksacks nicht ausgeht, aber er wurde nicht gewogen.

Dann ging es durch die Security und zur Ausreise aus dem Land. Dort war eine riesige Schlange. Scheiße, ich verpasse meinen Flug. Das Boarding hatte schon begonnen und ich war erst am Anfang der Schlange. Jetzt war ich nervös. Reihe für Reihe ging es im Zick-Zack weiter. Dann endlich durch die Kontrolle. Ich lief zum Gate. Was ist passiert? Der Flug hatte Verspätung.

Selbst die Fluglinie von Bolivien lebt die bolivianische Zeit. Der Abflug war 35 Minuten zu spät. Ein guter Freund von mir hat immer gesagt: „Fünf Minuten vor der Zeit, ist Soldaten Pünktlichkeit.“ Ich sage: „30 Minuten nach der Zeit, ist bolivianische Pünktlichkeit.“ Deshalb kommt auch dieser Blogartikel ausnahmsweise zu bolivianischen Pünktlichkeit online.

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